Amalgam-Informationen

Korruption in der Medizin

Korruption ist der Missbrauch anvertrauter Macht
zum privaten Nutzen oder Vorteil.

Es ist gefährlich, Recht zu haben, wenn die Regierung Unrecht hat.
Voltaire (1694 - 1778)

Tatsachen muß man kennen, bevor man sie verdrehen kann.
Mark Twain (1835 - 1910)

 

Korruption als Grundlage der Wissenschafts-Fälschung

Spiegel-Online schreibt am 16.5.2006 unter "Bestechliche Medizin - Korruptionsbekämpfer prangern gefälschte Medizin-Studien an" über eine Studie von Transparency International (TI):

Die TI-Experten der Arbeitsgruppe Gesundheit prangern überdies an, dass insbesondere Pharma-Unternehmen direkten Einfluss auf wissenschaftliche Studien und Experten nehmen. Vierzig Prozent der medizinischen Studien aus dem vergangenen Jahr seien nachweislich gefälscht oder durch Sponsoring manipuliert, sagte Peter Schönhöfer, Arbeitsgruppenmitglied und Pharmakologe.

Neuere Version der TI-Studie (6.2008)

Kommentare:
  • Spiegel:
    Transparency International beklagt Milliarden-Verschwendung

    Die Europäische Medikamentenagentur EMA sollte eigentlich die Pharma-Industrie kontrollieren, kann das aber gar nicht, denn Zahlreiche Experten der Behörde arbeiteten gleichzeitig für die Herstellerfirmen der Produkte, die sie zulassen sollen.

  • apotheke adhoc:
    Transparency Deutschland beklagt korruptions- und betrugsanfällige Strukturen im Gesundheitswesen

    Experten des European Healthcare Fraud and Corruption Network schätzen überall in Europa Verluste zwischen drei und zehn Prozent des Gesundheitsbudgets. Das wären in Deutschland Milliardensummen. Das sind die finanziellen Verluste. Hinzukommen die Verluste an Gesundheit.

  • John Ioannidis

    John Ioannidis ist ein scharfer Kritiker der evidenzbasierten Medizin (EbM).

    • Why Most Published Research Findings Are False (8.2005)

      Warum sind die meisten veröffentlichten Forschungsergebnisse falsch? Ioannidis stellte fest, dass bis zu 90 % der Studien, denen Ärzte hinsichtlich der verordneten Therapien vertrauen, irreführend oder völlig gefälscht sind. Bedenklich ist, dass die Fälschungshäufigkeit in den letzten 10 Jahren massiv zugenommen hat.

    • Why Most Clinical Research Is Not Useful (21.6.2016)
    • John P. A. Ioannidis, Michael E. Stuart, Shannon Brownlee, Sheri A. Strite:
      How to survive the medical misinformation mess (11.2017)

      Die meisten Ärzte und andere Angehörige der Gesundheitsberufe sind sich nicht bewusst, wie schlecht die Qualität klinischer Evidenz ist. Evidenz ist das, was Ärzte für gesichertes Wissen halten. Die geringe Qualität führt dazu, dass Therapien zu viel oder zu wenig eingesetzt werden, zu vermeidbaren Nebenwirkungen der Therapie, zu verpassten Gelegenheiten für die richtige Versorgung und zu Verschwendung von Ressourcen im Gesundheitswesen.

    • Vortrag zur Corona-Pandemie
  • Neal S Young, John P. A Ioannidis, Omar Al-Ubaydli:
    Why Current Publication Practices May Distort Science (10.2008)

    Warum zerstört die aktuelle Publikationspraxis die Wissenschaft? Neue Erkenntnisse werden übertrieben, damit sie publiziert werden; es gibt nur wenige bedeutende Journale; neue Ideen werden vernachlässigt zugunsten eingetretener Pfade; künstliche Verknappung der Veröffentlichungen, um diese besonders hervorzuheben; unsichere Prognose über die künftige Bedeutung einer Erkenntnis; wenn die Veröffentlichung in einem wichtigen Journal gelingt, dann wird das schon zu einem Qualitätsmerkmal.

  • David H. Freedman:
    Lies, Damned Lies, and Medical Science (10.2010)

    Vieles von dem, was Forscher auf dem Gebiet der Medizin veröffentlichen, ist irreführend, übertrieben oder einfach falsch. Also, warum übernehmen Ärzte in erheblichem Ausmaß diese Falschinformation in ihre tägliche Praxis? Der Autor erläutert, dass Dr. John Ioannidis seine Wissenschaftler-Kollegen mit ihren schlechten Ergebnissen konfrontiert.

  • Dr. Mercola: Why Your Doctor's Advice May Be Fatally Flawed (7.2012)

    Bei fast 75% der zurückgezogenen Studien wurde wissenschaftliches Fehlverhalten wie Datenfälschung und -fabrikation, unethisches Verhalten oder Plagiate festgestellt. 32% der zurückgezogenen Studien wurden vom betreffenden Journal gar nicht als zurückgezogen gekennzeichnet.

  • Ferric C. Fang, R. Grant Steen and Arturo Casadevall:
    Misconduct accounts for the majority of retracted scientific publications, auch hier (9.2012)

    Nur ein Fünftel der Zurückziehungen von Studien wurden mit Irrtum begründet. Aber über zwei Drittel wurden mit wissenschaftlichem Fehlverhalten, Betrug, Doppel-Publikation und Plagiat begründet.

  • René Gräber: Gekaufte Medizinstudien ‒ Bis zu 90% sind manipuliert! (2.2016)
  • Jeremy Howick, Despina Koletsi, Nikolaos Pandis, Padhraig S. Fleming, Martin Loef, Harald Walach, Stefan Schmidt, John P.A. Ioannidis:
    The quality of evidence for medical interventions does not improve or worsen: a metaepidemiological study of Cochrane reviews (9.2020)

    Kommentare:

    Nur eine Minderheit von 10% aller medizinischen Behandlungen ist durch qualitativ hochwertige Evidenz belegt. Die Qualität der Evidenz hat sich in aktualisierten Übersichten eher verschlechtert, jedenfalls nicht verbessert.
  • Union of Concerned Scientists: The Disinformation Playbook (5.2018)

    Wegen geschäftlicher Interessen wird auf Kosten der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit getäuscht, fehlinformiert und Einfluss gekauft. Unternehmen wenden üble Methoden an, um Wissenschaft zu fälschen, was in einigen Beispielen erläutert wird:

    1. sie betreiben gefälschte Wissenschaft und geben diese als legitime Forschung aus;
    2. sie belästigen Wissenschaftler, die Ergebnisse oder Ansichten äußern, die für die Industrie unbequem sind;
    3. sie erzeugen Unsicherheit in der Wissenschaft, wo keine oder nur geringe Unsicherheiten bestehen;
    4. sie erwerben Glaubwürdigkeit durch Allianzen mit Hochschulen oder Berufsverbänden;
    5. sie manipulieren Regierungsbeamte oder Verfahren, um die Politik unsachgerecht zu beeinflussen.
  • Gesundheitsbehörden - Einfallstor für Korruption

    Die oberen Gesundheitsbehörden steuern nicht nur das Gesundheitswesen im Auftrag der Politik, sondern beraten auch die Politik vor Entscheidungen. Das alles setzt ganz selbstverständlich voraus, dass die Gesundheitsbehörden sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren. Leider sind sie starken Einflüssen ausgesetzt: nicht nur von den politischen Entscheidern, sondern auch von der Pharma-Industrie. Und auch die politischen Entscheider stehen unter starkem Einfluss der Pharma-Industrie.

    Wenn die Gesundheitsbehörden die Politik beraten, sollte also völlig klar sei, worauf die Urteile der Gesundheitsbehörden beruhen: auf wissenschaftlicher Erkenntnis oder auf Einflussnahme. Ist es aber nicht.

    • United States Government Accountability Office (US-GAO):
      HHS Agencies Need to Develop Procedures and Train Staff on Reporting and Addressing Political Interference (4.2022)

      Der US-Bundesrechnungshof stellt nach Prüfung der Gesundheitsbehörden (CDC, FDA, NIH, OAS) fest, dass sie nicht über Verfahren verfügen, die politische Einmischung in wissenschaftliche Entscheidungsprozesse definieren. Es existiert auch keine Beschreibung, wie politische Einmischung gemeldet und behandelt werden sollte. Die Mitarbeiter der Behörden sagen, sie haben Angst, politische Einmischung zu melden, weil sie entweder nicht wissen, wie sie das melden sollen, oder weil sie Vergeltungsmaßnahmen für ihre Meldung befürchten.

  • Wer hat die Macht ‒ Politik oder Pharmakonzerne?

    Interview mit Horst Seehofer über die Macht der Pharmalobby
    Der frühere Gesundheitsminister antwortet: die Pharmakonzerne sind stärker als der Staat.

    Wer die Macht hat, muss die Gegenseite nicht mehr bestechen, sondern kann seinen Willen auch so durchsetzen. Die Pharmakonzerne wollen maximalen Gewinn. Die Regierung sollte eigentlich maximale Gesundheit für die Bevölkerung durchsetzen. Dafür fehlt ihr leider die Macht.

  • Robert F. Kennedy Jr., Vorsitzender von Children's Health Defense, war im Jahr 2016, nachdem Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt worden war, von Trump kontaktiert worden mit der Bitte, eine Regierungs-Kommission für Impfstoffsicherheit zu leiten. Leider kam diese Kommission nicht zustande. Kennedy sagt im Interview:

    Ich stimmte zu, aber sofort danach schrieb Pfizer einen Scheck über 1 Million Dollar an sein Amtseinführungskomitee. Dann ernannte er [Trump] einen Pfizer-Lobbyisten, Alex Azar, zum Gesundheitsminister, und er wählte einen Pfizer-Insider, Scott Gottlieb, zum Leiter der U.S. Food and Drug Administration. Sobald sie dort ankamen, schalteten sie die Impfstoffsicherheitskommission und jede andere Hinterfragung von Impfstoffen ab.

    Ich glaube, eine Menge Leute sagten ihm: 'Du solltest das nicht tun', und [Bill] Gates war einer von ihnen. Aber ich denke, sobald er das Geld von Pfizer nahm und deren Leute einstellte, hatte [die Kommission] keine Chance mehr.

 

Es ist schwierig, jemanden dazu zu bringen, etwas zu verstehen, wenn er sein Gehalt dafür bekommt, dass er es nicht versteht.

Upton Sinclair (1878 - 1968)

So fälschen Wissenschaft und Industrie

 

Und die Gesundheitsbehörden schauen zu und halten sich zurück.

  • Zulassungsstudien der Pharma-Industrie

    Damit ein pharmazeutisches Produkt (Medikament) von den Behörden zugelassen werden kann, muss es umfangreiche Tests durchlaufen. Neue Wirkstoffe müssen vor der Zulassung ein mehrstufiges Zulassungsverfahren mit Wirksamkeitstests durchlaufen. Am Ende sollen aus dem Verkauf des Medikaments Einnahmen erzielt werden, aus denen die hohen Marketingkosten, aber auch der Forschungsaufwand und die Gewinnerwartungen der Unternehmenseigner beglichen werden.

    Die Tests sind Bestandteil von Statistik-Studien, die den Zulassungsbehörden vorzulegen sind. Dazu werden die Probanden (Patienten) in 2 Gruppen aufgeteilt: die Verum-Gruppe erhält den Wirkstoff, die Kontrollgruppe nicht. Eigentlich soll die Zuordnung zu einer der beiden Gruppen zufällig sein. Die Probanden sollen der Zielgruppe des Medikaments hinsichtlich Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Gesundheitszustand usw. entsprechen. Leider werden diese Anforderungen generell nicht erfüllt. Es ist weit verbreitet, dass durch illegale Eingriffe Studienergebnisse verfälscht werden.

    Eine unabhängige Untersuchung von Medikamenten-Zulassungsstudien wird von Pharma-Unternehmen und Zulassungsbehörden verhindert: die entscheidenden Daten bleiben geheim und werden nicht herausgegeben (Geschäftsgeheimnis). Die Geheimhaltung widerspricht den Prinzipien von Wissenschaft und Forschung; ein legitimer Grund dafür ist nicht erkennbar.

  • Das kriminelle Verhalten der Pharma-Konzerne ist an ihren Aktivitäten erkennbar. Den Gesundheitsbehörden müsste das kriminelle Verhalten eigentlich auffallen. Warum nicht?
    • Studien mit fabrizierten, d.h. erfundenen oder grob gefälschten Daten,
    • Verheimlichung von schweren Problemen der Pharma-Produkte; Beispiel:

      Robin Respaut and Dan Levine (Reuters):
      Merck accused of downplaying early evidence of drug’s brain impact (26.6.2023)

      The Defender:
      Merck Knew Its Popular Asthma Drug Could Lead Kids to Commit Suicide, Lawsuits Allege (27.6.2023)

      Der Pharma-Konzern Merck hatte für sein Asthma- und Allergie-Medikament Singulair mit einem fröhlichen Kind geworben, das keine Nebenwirkungen erleidet, denn diese seien generell mild und ähnlich einer Zuckerpille; es gebe nur minimale Wirkungen im Gehirn. Tatsächlich gab es neuropsychiatrische Effekte, Persönlichkeits-Veränderungen und Selbstmorde bei Kindern. Österreichische Forscher fanden, dass das Medikament im Gehirn wirkt, und Merck wusste schon sehr früh davon. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA hatte die Hinweise ignoriert. Die Geschädigten klagen.

    • unbewiesene Behauptungen zu Sicherheit und Wirksamkeit der Produkte;
    • Bestechung, illegale Kick-backs, Betrug gegenüber den Krankenversicherungen,
    • Beeinflussung und Bedrohung. So hatte Merck eine Liste von Ärzten erstellt, die das tödliche Schmerzmittel Vioxx kritisierten.
      • stern: Tödliches Rheumamittel (21.1.2005)

        In einer Langzeitstudie wurde eine Verdoppelung von Herzinfarkten und Schlaganfällen durch Vioxx nachgewiesen.

      • Merck Manipulated the Science about the Drug Vioxx (12.10.2017)

        Studien wurden gefälscht und deren Autoren, die Interessenkonflikte hatten, verschleiert. Vioxx erhöhte signifikant das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und führte zu zahlreichen Todesfällen.

  • Verflechtungen zwischen Wissenschaftlern und Industrie

    Es geht um die kritische, objektive und wissenschaftliche Beurteilung der Wirkung, des Nutzens und des Schadens von pharmazeutischen Produkten. Eine Studie im "British Medical Journal" 1) beschrieb, dass finanzielle Verflechtungen 5) zwischen Wissenschaftlern und der auftraggebenden Industrie bei epidemiologischen Klinikstudien völlig normal sind und generell zu Ergebnissen führen, die positiv für die getesteten Pharma-Produkte sind 3). In einer von der renommierten Zeitschrift Nature 2) veröffentlichten Studie wurde gezeigt, dass jeder dritte Wissenschaftler Studienergebnisse unterschlagen, gefälscht oder uminterpretiert hat, um den Interessen der Auftraggeber (meist pharmazeutische und chemische Industrie) zu genügen. Mit statistischen Tricks werden unbrauchbare Ergebnisse aufgebläht, ungünstige Fakten beiseitegeschoben 4). Es geht aber noch einfacher: die Industrie, z.B. Coca Cola, erteilt dem Forschungsinstitut den Auftrag zur Studie und bestimmt anschließend, welche Ergebnisse bzw. Daten veröffentlicht werden dürfen und was zu verschwinden hat 7).

    Auch bei Studien zu biologischen Wirkungen des Mobilfunks spielt es eine entscheidende Rolle, wer die Studie beauftragt hat. Werden die Studien von der Industrie beauftragt, dann werden zwar Krankheits-Symptome im Zusammenhang mit Elektrosmog gefunden, aber ‒ leider, leider ‒ sind die Ergebnisse nicht signifikant 6).

    1) S Keyhani et al.: Financial ties of principal investigators and randomized controlled trial outcomes: cross sectional study (1.2017)

    2) Martinson BC, Anderson MS, de Vries R.: Scientists behaving badly, als pdf (6.2005).
    Kommentar von Vera Zylka-Menhorn: Forschungsbetrug: Jeder Dritte ist unredlich (2005)

    Simon Godecharle, Steffen Fieuws, Ben Nemery, Kris Dierickx:
    Scientists Still Behaving Badly? A Survey Within Industry and Universities, als docx-Datei (2.10.2017)

    3) Brustkrebs-Studien: Ohne Industrie-Gelder fallen Arznei-Tests schlechter aus (2.2007)

    4) Die Osterholm-Studie

    • Michael T Osterholm, Nicholas S Kelley, Alfred Sommer, Edward A Belongia:
      Efficacy and effectiveness of influenza vaccines: a systematic review and meta-analysis (1.2012)
      Grippeimpfungen sind wenig oder gar nicht wirksam. Für Personen über 65 fehlt bisher jeder Wirksamkeitsnachweis. Aber für die 18-65-Jährigen ergibt sich eine Wirksamkeit von 59%.
    • Gary G. Kohls:
      Flu Shots, Fosamax and Pharmaceutical Fakery: The Common Use of Misleading and Deceptive Statistics (14.11.2017)
      Die meisten Verfasser (über 80%) von Statistik-Studien arbeiten nicht im klinischen Bereich, also an Patienten, sondern sind Angestellte der Pharma-Industrie. Ziel ist es, Pharma-Produkte schnell auf den Markt zu bringen.

      Eine Methode, Sachverhalte zu verfälschen, ist die Anwendung der Relativen Risiko Reduktion (RRR). Diese Zahl gibt an, wie viele Geimpfte, wenn sie sich später infizieren, durch den Impfstoff geschützt sind. (Siehe Erläuterung Wirksamkeit von Impfstoffen: Was die Prozent-Angaben wirklich bedeuten.) In der Osterholm-Studie, die Grippe-Impfungen eigentlich kritisch betrachtete, war eine RRR von 60% angegeben worden: durch die Grippeimpfung werde das Infektionsrisiko um rund 60% gesenkt. (Früher war immer eine Risiko-Reduktion von 90% genannt worden.) Aber beide Werte sind völlig daneben. Die Absolute Risiko Reduktion (ARR) lag nur bei 1,2%. Das heißt: für alle Geimpften sinkt das Risiko einer Erkrankung um 1,2%. Aber damit ließe sich kein Impfstoff verkaufen.

      Hinweis: auch bei den Corona-Impfstoffen wird das Spiel um die Prozent-Werte betrieben.

    5) New York Times:
    Top Cancer Researcher Fails to Disclose Corporate Financial Ties in Major Research Journals (9.2018)
    Einer der wichtigsten und bekanntesten Brustkrebs-Forscher, Dr. José Baselga, hat im Rahmen von Veröffentlichungen in Spitzen-Journalen - 'The Lancet' oder 'The New England Journal of Medicine' - seine Einkünfte von Pharma-Konzernen verschwiegen, die unmittelbaren Bezug zu seinen Veröffentlichungen hatten.

    6) Studie zum Zusammenhang zwischen Finanzierung und Ergebnissen von Mobilfunk-Studien

    Anke Huss, Matthias Egger, Kerstin Hug, Karin Huwiler-Müntener and Martin Röösli:
    Source of Funding and Results of Studies of Health Effects of Mobile Phone Use: Systematic Review of Experimental Studies (6.2006)

    Studien, die ausschließlich von der Industrie beauftragt wurden, berichteten zwar die größte Anzahl an Symptomen nach Mobilfunk-Nutzung. Allerdings hatten die Ergebnisse keine statistische Signifikanz: damit ließ sich nichts beweisen.

    7) Vereinbarungen zwischen Coca-Cola und Forschungsinstituten ‒ nur Interessenkonflikt oder Forschungsfälschung?

    Sarah Steele, Gary Ruskin, Martin McKee, David Stuckler:
    Always read the small print: a case study of commercial research funding, disclosure and agreements with Coca-Cola, auch hier: _1_ _2_ (5.2019)

    Kommentar:
    Coca-Cola can 'quash' findings from scientists and walk away with the data: Many universities funded by the firm sign contracts allowing it to terminate studies 'without reason', study finds

    Der Sponsor wissenschaftlicher Studien, z.B. Coca-Cola, kann die gewonnenen Erkenntnisse vernichten und die Daten vereinnahmen. Wird die Studie veröffentlicht, wird er nicht genannt. Die Universitäten und andere staatlich finanzierte Forschungseinrichtungen unterzeichnen Verträge mit der Industrie, die es der Industrie ohne Nennung von Gründen erlauben, Studienergebnisse verschwinden zu lassen.

    Im International Journal of Occupational and Environmental Health wurde 2005 in mehreren Studien beschrieben, wie die Industrie wissenschaftliche Beiträge fälschen lässt.

     

  • Wissenschafts-Magazine: abhängig von der Pharma-Industrie

    Zeitschriften-Verlage erzielen den größten Teil ihrer Einnahmen nicht durch Verkauf ihrer Produkte, der Zeitschriften, an die Leser, sondern durch Werbe-Einnahmen, die Veröffentlichung von Anzeigen. Geworben wird fast nur für Medikamente und Medizinprodukte. Im redaktionellen Teil der Zeitschrift erwarten die Leser ‒ Ärzte und Wissenschaftler ‒ unvoreingenommene, objektive Studien über die Produkte der werbetreibenden Unternehmen bzw. Informationen, die den Markterfolg dieser Produkte ‒ ggf. negativ ‒ beeinflussen. Wer gewinnt in diesem Zielkonflikt, dem die Zeitschriften-Verlage ausgesetzt sind? Wissenschaft oder Kapital?

    • Richard Smith: Medical journals and pharmaceutical companies: uneasy bedfellows (5.2003) Medizinische Zeitschriften und Pharma-Unternehmen: beunruhigende Bettgenossen.
    • Adriane Fugh-Berman, Karen Alladin and Jarva Chow:
      Advertising in Medical Journals: Should Current Practices Change? (6.2006)

      Die Verbindungen zwischen Wissenschafts-Zeitschriften und der US-amerikanischen Pharma-Industrie werden untersucht. Fast alle Anzeigen stammen aus der Pharma-Industrie und bewerben verschreibungspflichtige Medikamente. Die Werbung zielt auf die Ärzte, die die Entscheidung für den Einsatz eines bestimmten Medikaments treffen; für Chirurgen wird auch mit Medizinprodukten geworben. Es ist naheliegend, dass Studien, die die Werbeaussagen konterkarieren, unerwünscht sind.

    • Elliot Ross, The Guardian:
      How drug companies' PR tactics skew the presentation of medical research (20.5.2011)

      Pharmaunternehmen können je nach dem Inhalt von Artikeln in den medizinischen Fachzeitschriften große Summen gewinnen oder verlieren. Deshalb sorgen sie dafür, dass sie bestimmen können, was über ihre Medikamente geschrieben wird. Sie bezahlen Marketingfirmen dafür, dass sie für bestimmte Medikamente Publikationsstrategien wirkungsvoll umsetzen. Die Marketingfirmen suchen sich die einflussreichsten Akademiker als Autoren, verfassen die Artikel und sorgen dafür, dass diese klar definierte Markenbotschaften enthalten und in den renommiertesten Fachzeitschriften erscheinen. Diese Artikel gelten als hochwertige Wissenschaft und bestimmen in der Medizin den wissenschaftlichen Diskurs.

    • The Medical Journals' Sell-Out ‒ Getting Paid to Play (7.2019)

      Das Portal von Robert F. Kennedy Jr. untersucht die Mechanismen hinter den einseitig selektierten und gefälschten Studien.

      • Werbegelder ermöglichen es den renommierten Journalen, tausende Exemplare kostenlos an Ärzte zu verteilen. Der Inhalt beeinflusst deren Verschreibungsverhalten.
      • Die Zeitschriften akzeptieren auch extrem irreführende, regelwidrige Werbung.
      • Für Werbeaufträge sind die Zeitschriften bereit, die beworbenen Produkte im redaktionellen Teil freundlich zu behandeln.
      • Die Zeitschriften veröffentlichen auch gerne redaktionelle Beiträge, die von der Pharma-Industrie geschrieben bzw. gesponsert sind. Das ergibt einen schönen Extra-Profit.
  •  

  • Wissenschafts-Magazine: Publikations-Bias

    Unter einem Bias versteht man die statistisch verzerrte Darstellung der Datenlage in wissenschaftlichen Zeitschriften infolge einer bevorzugten Veröffentlichung von Studien mit positiven bzw. signifikanten Ergebnissen: Erwünschte Ergebnisse werden als Studie publiziert, unerwünschte landen im Papierkorb. Genauer untersucht wurde das für neurologischen Studien.

    • The Corruption of Evidence Based Medicine ‒ Killing for Profit (6.2018)
      Das ist die Evidence Based Medicine, das Leitbild der Schulmedizin:
      Wenn in vielen einzelnen Studien Positives veröffentlicht und Negatives unterschlagen wird, dann ergibt die Metastudie: das Positive überwiegt. Studien, die verkaufsfördernd für die Pharma-Industrie sind, werden gerne veröffentlicht, weil sie den Magazinen als Reprints in hohen Auflagen abgekauft werden; die anderen Studien könnten eher zum Verlustgeschäft werden. Hinzu kommen direkte Zahlungen der Pharma-Industrie an die verantwortlichen Chefredakteure. Auch akademische Karrieren hängen von Zahlungen der Pharma-Industrie ab.
    • J.D. Stefaniak, T.C.H. Lam, N.E. Sim, R. Al-Shahi Salman and D.P. Breen:
      Discontinuation and non-publication of neurodegenerative disease trials: a cross-sectional analysis (6.2017)
      Am Beispiel von Interventions-Studien zu neurodegenerativen Erkrankungen wird der Einfluss durch Nicht-Publikation gezeigt. Bei anderen ärztlichen Fachgebieten sieht es ähnlich aus. Dadurch werden die therapeutischen Informationen für die klinische Praxis verfälscht.
    • Helen Fosam:
      Publication Bias in Neurology Research: Why It Matters and Why It Needs to Change (11.2017)
      Durch die Zurückhaltung wissenschaftlich wichtiger Informationen geht nicht nur Wissen verloren, sondern es entsteht ein falscher Eindruck über das, was nachgewiesen ist und was nicht. Im ungünstigen Fall führt das zu überflüssigen Versuchen mit Patienten, Überschätzung von therapeutischen Methoden und letzlich vermeidbaren Todesfällen. Als Beispiel wird die Alzheimer-Forschung genannt.
    • ClinicalTrials
      In dieser US-Datenbank werden seit 2000 weltweit alle privat und öffentlich finanzierten Studien erfasst, damit man sie - bei unerwünschten Ergebnissen - nicht so leicht verschwinden lassen kann. Dennoch wird weiterhin eine erhebliche Anzahl an Studien abgebrochen, verzögert oder gar nicht publiziert.
  •  

  • Wissenschafts-Magazine: vorsätzliche Fälschung

    Richard Horton, Chefredakteur des renommierten medizinischen Wissenschaftsmagazins "The Lancet", kommentiert 2015 in einem Bericht über ein Londoner Symposium, das die Zuverlässigkeit biomedizinischer Forschung zum Thema hatte: Etwas läuft grundsätzlich falsch mit einer der größten Schöpfungen des Menschen. ... Ein großer Teil der wissenschaftlichen Literatur, vielleicht die Hälfte, ist einfach unwahr..

    Die Fälscher in der Wissenschaft werden angeleitet und bezahlt von mächtigen Interessengruppen. Wenn ein klarer Stand der Wissenschaft verfälscht werden soll, lautet die wichtigste Aufgabe der Fälscher: Zweifel säen, indem Nebensächlichkeiten in den Vordergrund geschoben werden.

    • Vera Zylka-Menhorn: Forschungsbetrug: Fachjournale in der Kritik (2006)

      Trotz Peer-Review gibt es auch bei renommierten Journalen (Nature, Lancet) Fälle von Fälschung: manche Forschungsergebnisse werden einfach aus dem Hut gezaubert.

    • Süddeutsche Zeitung: Wissenschaft wurde als Nebelwand missbraucht (11.2014)

      Interview mit der Historikerin Naomi Oreskes. Sie hat die Strategien der so genannten Skeptiker analysiert. Ein Gespräch über Lobbyisten und Denkmuster des Kalten Krieges.

    • Süddeutsche Zeitung: Die gekaufte Wissenschaft (2.2018)

      Zusammenhänge zwischen Umweltbelastungen und Gesundheitsschäden vernebeln, Zweifel sähen ‒ Paralyse durch Analyse oder auf Zeit spielen ist die Methode im Bereich Auto und Verkehr, um weiterhin die gewohnten Gewinne zu erwirtschaften.

    • Naomi Oreskes, Erik M. Conway: Unser Produkt ist der Zweifel
      aus: Die Machiavellis der Wissenschaft: Das Netzwerk des Leugnens (Erlebnis Wissenschaft)
  •  

  • Wissenschafts-Magazine: Qualitätsmängel

    Selbst renommierten Wissenschaftsjournalen kann man nicht vertrauen: ... wenn man bedenkt, wie stark die Magazine von den Anzeigen der Pharmakonzerne abhängen. Viele von ihnen sind wenig mehr als ein Vehikel für den Transport der Werbebotschaften. sagt Marcia Angell, ehem. Chefredakteurin beim New England Journal of Medicine und Autorin des Buches Der Pharma-Bluff. Und die Wissenschaftsmagazine machen es den Fälschern leicht: sie veröffentlichen alles, auch von Computern erzeugte Pseudowissenschaft (= Müll); s. auch die Studie The conceptual penis as a social construct. In "Brokers of junk science?" wird gezeigt, wie die Zeitschriften Critical Reviews in Toxicology und Regulatory Toxicology and Pharmacology die systematische Verharmlosung von Giften fördern. Das System der wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist undurchschaubar, fälschungsanfällig und korrupt.

    Zudem macht ein Trend die Unterscheidung von Wahrheit und Fälschung immer schwieriger: das Aufkommen von schein-seriösen Wissenschafts-Verlagen, die ohne Qualitätsprüfung (Peer Review) alles veröffentlichen, was ihnen angeboten wird.

    Es wird deutlich, dass die Wissenschaftler die Orientierung verloren haben und nicht mehr beurteilen können, was gefälscht (fake), sinnlos (junk) oder nur irrelevant ist. Daraus ergeben sich für den Laien, der an wissenschaftlichen Erkenntnissen interessiert ist, zwei Möglichkeiten:
    1. Jeder liest Studien selbst und bildet sich daraufhin sein Urteil. Das entspräche der Aufklärung: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Viele (Pseudo-)Experten lehnen aber die Vorstellung ab, ein medizinischer Laie könne wissenschaftliche Texte verstehen.

      und/oder

    2. Man orientiere sich bei der Beurteilung wissenschaftlicher Erkenntnisse an den Äußerungen der Gesundheitsbehörden und hochrangiger, exponierter Vertreter des Fachgebiets und an Beiträgen, die in den Medien (von Laien?) für Laien verfasst werden.
  •  

  • Fälschung in großem Stil: Zusammenarbeit von Behörden und Industrie

    Korruption gelingt, wenn Umwelt-/Gesundheitsbehörden, Wissenschaftler/Gutachter und Industrie zum Nutzen der Gifthersteller und zum Schaden der Menschen bzw. Patienten zusammenarbeiten. In den USA wurde anhand der Poison Papers (Gift-Papiere) diese Zusammenarbeit deutlich gemacht. Es handelt sich um eine Datenbank mit rund 20.000 Dokumenten, die Behörden und Chemie-Unternehmen herausgeben mussten und die bis in die 1920er Jahre zurückreichen. Sie enthalten wissenschaftliche Studien, interne Memos und Berichte, Sitzungsprotokolle, strategische Diskussionen und eidesstattliche Versicherungen.

    In der Schulmedizin und den Gesundheitsbehörden als staatliche Regulierer und Wächter über die Medizin hat die Pharma-Industrie seit Jahrzehnten zunehmend die Kontrolle übernommen; das gilt für die WHO und für viele Länder wie die USA und Deutschland. Das herkömmliche Bild der Bestechung passt deshalb nicht mehr, wenn in den Gesundheitsbehörden keine Karriere mehr ohne den Segen der Industrie mehr möglich ist, sondern eher das Bild der Mafia. Von großem Interesse für die Pharma-Industrie sind alle Bereiche, in denen sie viel Geld verdient und ihre Einnahmen maßgeblich von Entscheidungen der Gesundheitsbehörden abhängen. Das gilt besonders für Impfstoffe und die Impf-Industrie. Selten werden die kriminellen Praktiken aus dem Inneren der Behörden aufgedeckt wie etwa durch den Whistleblower Dr. William Thompson, der die Wissenschaftsfälschungen um Autismus und Thimerosal öffentlich hat.

    Damit die Gesundheitsbehörden durch diese Zusammenarbeit mit der Industrie zum Schaden der Patienten nicht angreifbar werden, müssen sie für eine sorgfältige Kontrolle des Informationsflusses an die Medien sorgen. Nur Journalisten, die im Sinne der Behörden schreiben und Wohlverhalten zeigen, erhalten ihren wichtigsten Rohstoff ‒ neueste Informationen aus dem Inneren der Gesundheitsbehörde.

    Besonders im Focus und in der Kritik stehen die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden FDA und CDC. Sie gelten als richtunggebend für viele Zulassungsbehörden in anderen Ländern, auch Deutschland.

    • Susanna Rankin Bohme, John Zorabedian & David S. Egilman:
      Maximizing Profit and Endangering Health: Corporate Strategies to Avoid Litigation and Regulation (2005)

      Konzerne und Industrien verwenden verschiedene Taktiken, um zu verschleiern, dass ihre Produkte gefährlich oder tödlich sind. Ihr Ziel ist es, ein möglichst wenig restriktives regulatorisches Umfeld zu sichern und keine Haftung für Todesfälle oder Verletzungen zu übernehmen, um den Profit zu maximieren. Sie arbeiten mit Anwälten und PR-Fachleuten zusammen und nutzen Wissenschaftler, wissenschaftliche Beiräte, Frontgruppen, Industrieorganisationen, Think Tanks und die Medien, um die wissenschaftliche und öffentliche Meinung über die Risiken ihrer Produkte oder Verfahren zu manipulieren. Diese Strategie, die auf korrupter Wissenschaft beruht, bringt den Konzernen auf Kosten der öffentlichen Gesundheit Vorteile.

    • In Washington Speak, Censorship Is Called Transparency (1.2018)

      Die US-amerikanischen Bundesbehörden haben den Fluss wissenschaftlicher Informationen an die Presse subtil kontrolliert, auch wenn ihre Medienpolitik Offenheit predigt.

    • ProRepublica: FDA Repays Industry by Rushing Risky Drugs to Market (26.6.2018)

      Da die Pharmakonzerne drei Viertel des FDA-Budgets für wissenschaftliche Überprüfungen aufbringen, werden teure Medikamente mit erheblichen Nebenwirkungen und unbewiesenem Nutzen für die Gesundheit von der Behörde immer schneller auf den Weg gebracht. Manchmal ist kein Medikament besser als die FDA-zugelassenen Medikamente; aber daran kann niemand etwas verdienen.

    • Charles Piller: Official inaction (10.2020)

      Kommentar im Spiegel: Kritik an Medikamentenstudien ‒ Wissenschaftsmagazine werfen US-Arzneimittelbehörde Nachlässigkeit vor

      Intransparent, politisch beeinflusst: Führende Fachblätter kritisieren die US-Kontrollbehörde FDA für ihre ausgerechnet in der Coronakrise lasche Medikamentenzulassung. Das könnte auch Deutschland betreffen.

    • William Sanjour: Designed to Fail: Why Regulatory Agencies Don’t Work (1.5.2012)

      Der Autor hat 30 Jahre in der US-Umweltschutzbehörde EPA als Regulierer gearbeitet und beschreibt, wie Unternehmen, die zu regulieren sind, eine effektive Regulierung verhindern: nicht die Umwelt, sondern die Unternehmen werden geschützt. Es gibt bei der Aufstellung von rechtlich verbindlichen Regeln keine Gewaltenteilung, sondern nur eine Abhängigkeit vom US-Präsidenten, für den eine gute Umwelt-Regulierung nur geringe Bedeutung hat. Für die Unternehmen, die den Behördenapparat der EPA korrumpieren, hat die Regulierung jedoch existenzielle Bedeutung, und sie verfügen über die notwendigen Ressourcen.

    • Der Skandal um Dr. William Thompson
    • Project Veritas: FDA Executive Officer Exposes Close Ties Between Agency and Pharmaceutical Companies, auch hier (Video, 16.2.2022)

      Christopher Cole, ein leitender Mitarbeiter der FDA, entlarvt die engen Verbindungen zwischen Behörde und Pharmakonzernen: Fast eine Milliarde Dollar pro Jahr fließt in den FDA-Haushalt von den Leuten, die wir regulieren. Die Arzneimittelhersteller, die Lebensmittelhersteller und die Impfstoffhersteller zahlen hohe Beträge, damit die FDA die Gutachter einzustellt, die die Produkte der Hersteller genehmigen. Ohne das Geld der Hersteller würde die Gesndheitsbehörde nicht funktionieren. Es gibt keinen Anreiz, Missstände aufzudecken. Wer es dennoch tut, riskiert seinen Arbeitsplatz.

  •  

  • Der Glaube an die Statistik

    Der Glaube an die Statistik ist weit verbreitet. Dieser Glaube geht vor allem von der wissenschaftlichen Medizin, d.h. der Schulmedizin aus, hat aber weite Teile von Politik, Medien, Wissenschaft, Ärzten und Bevölkerung erfasst. Auf der Basis des Glaubens lassen sich Ängste erzeugen und weitreichende, eigentlich irrationale Entscheidungen durchsetzen. Es entsteht ein gleitender Übergang in die echte Korruption.

    • Statistik spielt in der Schulmedizin eine alles überragende Rolle.
    • Marktcheck SWR (Die Story im Ersten, ARD):
      Im Land der Lügen: Wie uns Politik und Wirtschaft mit Zahlen manipulieren (Video 5.4.2016)

      Ob Bluthochdruck oder Blutzucker – die letzten Jahre wurden die Grenzwerte immer wieder gesenkt. Zur Freude der Pharmaindustrie, die auf diese Weise zu Millionen neuer Patienten kommt. Und der medizinische Nutzen ist längst nicht so eindeutig, wie man suggeriert, basieren die Zahlen doch oft auf fragwürdigen Studien, die interessengesteuert entstanden sind, sagt der weltweit anerkannte Risikoforscher Professor Gerd Gigerenzer. Wir sollten aber nicht nur beklagen, dass man uns mit Zahlen manipuliert. Wir brauchen auch Ärzte, die wissen, wie Grenzwerte entstehen und was sie tatsächlich bedeuten, fordert er.

    • ZDF: der Risikoforscher Gerd Gigerenzer zum Coronavirus
      Wir müssen Angst haben vor unserer eigenen Angst (3.2020)

      Wer zählt die Grippetoten im Moment? Niemand. Aber man zählt Verdachtsfälle des neuen Coronavirus.

 

Beispiel 1: Tabakindustrie, Krebs

Die Tabakindustrie hat hochrangige, einflussreiche Wissenschaftler jahrzehntelang bestochen, um das Märchen von Zigaretten aufrechtzuerhalten, die nicht gesundheitsschädlich sind und die nicht süchtig machen. Sogar Schwangeren wurde das Rauchen empfohlen. Auch die Politik wurde gekauft. Die Tabaklobby hat weiterhin starken Einfluss auf die Politik.

Studien und weitere Informationen:
  • Spiegel-Online: Im Würgegriff der Industrie (5.12.2005)

    Die Bestechung deutscher Mediziner durch die Tabak-Industrie ist ein Beispiel für großangelegte Fälschungen.

  • Uwe Helmert: Vom Teufel bezahlt (23.8.2010)

    Die verhängnisvolle verdeckte Zusammenarbeit zwischen der Tabakindustrie und deutschen Wissenschaftlern unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitsmediziner. Befunde aus den vormals internen Tabakindustriedokumenten.

  • Welt: Wie die Tabaklobby die Politik beeinflusst (7.2008)
  • Grüning T, Gilmore AB, McKee M:
    Tobacco industry influence on science and scientists in Germany. (1.2006)

    Die Politik in Deutschland hat eine schärfere Tabak-Regulierung abgelehnt, weil Wissenschaft in einem umfangreichen Netzwerk aus Wissenschaftlern, wissenschaftlichen Institutionen und Tabak-Herstellern auf 5 Wegen zerstört wurde: Unterdrückung, Verwässerung, Ablenkungsmanöver, Verschleierung und Manipulation.

  • Hardell L, Walker MJ, Walhjalt B, Friedman LS, Richter ED:
    Secret ties to industry and conflicting interests in cancer research. (3.2007)

    Die Wirkung von Korruption auch in der Krebsforschung wird gezeigt.

  • Katherine E. Smith, Gary Fooks, Jeff Collin, Heide Weishaar, Sema Mandal, Anna B. Gilmore:
    Working the System ‒ British American Tobacco's Influence on the European Union Treaty and Its Implications for Policy: An Analysis of Internal Tobacco Industry Documents (1.2010)

    Der Tabakkonzern BAT und seine Verbündeten haben die EU-Politik grundlegend und erfolgreich beeinflusst, weil es ihnen gelungen ist, dass Konzern-Interessen über Gesundheits-Interessen gestellt wurde.

  • Grüning T, Weishaar H, Collin J, Gilmore AB:
    Tobacco industry attempts to influence and use the German government to undermine the WHO Framework Convention on Tobacco Control. (1.2012)

    Deutschland spielte eine größere Rolle bei den Anstrengungen der Tabak-Industrie, die Tabak-Konvention der WHO zu unterminieren. Industrie-Interessen wurden geschützt, die Bemühungen anderer Länder wurden behindert. Dadurch hat Deutschland in verantwortungsloser Weise einen internationalen Vertrag für die globale Gesundheit geschwächt.

  • Allan M. Brandt: Inventing Conflicts of Interest: A History of Tobacco Industry Tactics (1.2012)

    Nachdem die Tabakindustrie mit gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Schäden des Rauchens konfrontiert worden war, begann sie mit geschickten PR-Aktionen, die Wissenschaft zu untergraben und zu zerstören. Die Methode: die Schaffung von scheinbaren Interessenkonflikten, das Erzeugen von wissenschaftlicher Unsicherheit, das Fehlen von Nachweisen. Das Ziel: Regulierung verhindern, mit der die Schäden des Rauchens verringert werden sollten.

  • Kyriss T, Schneider NK: The development of scientific consultants: how the tobacco industry creates controversy on the carcinogenicity of tobacco-specific nitrosamines. (5.2013)

    Der renommierte Toxikologe Elmar Richter und seine Gruppe forschten von 1990 bis 2010 an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität im Auftrag der Tabakindustrie über die krebserzeugende Wirkung von Tabak. Ziel war, die öffentliche Diskussion mit gefälschten Ergebnissen zu beeinflussen. Ergebnis: Wissenschaftler und politische Entscheider sollten die engen Verbindungen zwischen der Tabak-Industrie und bestimmten Toxikologen berücksichtigen und deren Ergebnisse ignorieren.

  • 5 crazy things doctors used to tell pregnant women. (11.2016)

    In den 1940er und 1950er Jahren wurden Zigaretten massiv beworben. Informationen für Schwangere empfahlen Maßhalten beim Rauchen sowie, nicht damit aufzuhören, weil es für den Körper zu stressig sei; besser sei, die Anzahl auf 4 Zigaretten täglich zu begrenzen. Einige Ärzte empfahlen das Rauchen als Mittel gegen Gewichtszunahme, auch, um die Nerven zu beruhigen. Sie glaubten, das Hysterie und Neurosen schädlicher sei als Zigarettenrauch.

  • Dietmar Jazbinsek (Zeit Online): Deutschland ist die letzte Hoffnung der Tabakindustrie (2.2020)

    Die Tabaklobby ist stark in Deutschland. Kein Staat in Europa tut weniger gegen den Rauchertod. Jedes Jahr sterben mehr als 120.000 Einwohner in Deutschland an den Folgen ihres Zigarettenkonsums. Trotzdem unternimmt kein Land in Europa weniger dagegen.

  • Claus Hecking und Christian Reiermann (Spiegel Online):
    Wie Olaf Scholz die Tabaklobby glücklich machte (31.8.2021)

    Kein EU-Staat reguliert die Zigarettenindustrie so lax wie Deutschland. Die Regierung hat der Branche zuletzt einen weiteren Wunsch erfüllt - nach intensiver Einflussnahme der Lobby auf einen Vertrauten des Finanzministers.

  • DocCheck: Miese Tabak-Masche (15.11.2023)

    Der Einfluss der Tabakindustrie auf die Politik ist alarmierend. So hat es im Zusammenhang mit der Änderung der Tabakbesteuerung 2021 mindestens zehn Lobbytreffen zwischen der Tabakindustrie und dem Finanzministerium gegeben. Das Ergebnis der erfolgreichen Lobbyarbeit sind relativ niedrige Tabaksteuersätze, eine lückenhafte Regulierung von Tabakmarketing sowie eine unzureichende und uneinheitliche Gesetzgebung für rauchfreie Bereiche.

Beispiel 2: Monsanto, genetisch veränderte Organismen, Glyphosat

Roundup mit seinem Wirkstoff Glyphosat 2) ist das weltweit am meisten verkaufte Pflanzengift, produziert vom Agro-Konzern Monsanto 3). Der hat Saatgut, speziell Mais, durch genetische Veränderungen resistent gegen Roundup gemacht und verkauft es mit dem Etikett Roundup-Ready - zwei Produkte, die für den Hersteller sehr erfolgreich sind. Die Fa. Monsanto weiß seit Jahrzehnten, dass ihr Produkt krebserregend ist.

Im Jahr 2012 erregte die Séralini-Studie von einem Forscherteam um den französischen Molekularbiologen Gilles-Éric Séralini großes Aufsehen. Die Langzeit-Studie zeigte, dass Roundup-resistenter Mais und Roundup selbst karzinogen sind und zu Tumoren führen. Nach Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Food and Chemical Toxicology (FCT) erfolgte ein Trommelfeuer (s. Mails von Monsanto-Mitarbeiter Chassy an FCT-Herausgeber Hayes) scheinbar unabhängiger Wissenschaftler gegen diese Studie, die daraufhin von der Fachzeitschrift zurückgezogen wurde 5). Das wurde weltweit als Nachweis der Unseriosität der Studie und seiner Autoren gesehen. Die Autoren waren dadurch wissenschaftlich diskreditiert. Im Juni 2014 konnte die Studie allerdings erneut publiziert werden.

Nun wurde im Rahmen eines Gerichtsprozesses gegen Monsanto publik, dass Monsanto das Trommelfeuer gegen die Séralini-Studie orchestriert und den FCT-Herausgeber A. Wallace Hayes mit 400 US-$ pro Stunde bezahlt hat; s. Berichte auf gmwatch.org, Huffington Post, U.S.Right to Know, Sustainable Pulse und die Originaldokumente. Übliche Praxis von Monsanto ist die Beeinflussung der allgemeinen Öffentlichkeit mit getarnten Beiträgen: Internet Trolls. Personen, die für Monsanto gefährlich werden können ‒ Buchautoren, Künstler, Journalisten, Abgeordnete und andere Multiplikatoren ‒ sind Ziel besonderer Aktivitäten mit nachrichtendienstlichen Methoden: sie werden korrumpiert, oder, wenn das nicht möglich ist, diffamiert und an den Rand gedrängt 6).

Die Studie von Séralini wurde daraufhin 2014 erneut publiziert; Kommentar.

Ein weiterer Schlag für Monsanto war die Einstufung von Glyphosat als krebserregend durch die IARC. Bevor der IARC-Bericht veröffentlicht wurde, organisierte Monsanto die Herstellung einer Unbedenklichkeits-Studie durch namhafte Wissenschaftler, die zwecks Ergebnis-Optimierung nur noch ihren Namen unter die fertige Studie zu setzen hatten; s. Berichte von CNN, Bloomberg und Reuters. Allerdings ist diese Strategie nicht aufgegangen: Kalifornien hat sich der IARC-Einstufung als krebserregend angeschlossen. Monsanto hat dagegen geklagt, musste Dokumente offenlegen, die die Korruption weiter aufdeckten, und verlor.

Allerdings überredete Monsanto die US-amerikanische Umweltbehörde EPA 4) und deren Gift-Behörde ATSDR, Untersuchungen zur Sicherheit von Glyphosat nicht weiter zu verfolgen. Und die Republikanische Partei der USA droht - unter dem Einfluss von Monsanto - dem IARC einen Finanzierungs-Stopp 1) an.

In Deutschland hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Glyphosat zu bewerten. Da hatte Monsanto leichtes (erkauftes?) Spiel, denn das BfR hat seine Bewertung über viele Seiten aus dem Zulassungsantrag von Monsanto abgeschrieben, was man auch als Plagiat deuten kann. Das BfR weist diesen Vorwurf zurück. Die IARC-Einstufung als krebserregend wurde ignoriert. Das berichten die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, das Umweltinstitut, das Ärzteblatt, das österreichische Wochenmagazin News und die britische Zeitung The Guardian (2017 und 2019). Die Bewertung des BfR war die Vorlage für die EU-Entscheidung - die Zulassung von Glyphosat wurde Ende 2017 um weitere 5 Jahre verlängert.

2019 stellt sich heraus, dass sich der Agrarökonom Michael Schmitz vom Institut für Agribusiness (bei der Justus-Liebig-Universität Gießen) von Monsanto dafür bezahlen ließ, den angeblich hohen Wert der Glyphosat-Anwendung herauszustellen. Er hatte auch Gelegenheit, Bundesregierung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft entsprechend zu beraten. 7)

Hinzu kommt eine Tatsache, die erst kürzlich offenbar wurde, obwohl Roundup seit vielen Jahren das weltweit meistverkaufte Pflanzengift ist: richtig giftig wird Roundup erst durch bestimmte Zusätze. Welche Zusätze das genau sind, ist Geschäftsgeheimnis und wird den Zulassungsbehörden nicht genannt. Die Zulassung wurde dennoch ausgesprochen bzw. verlängert. Forscher aus Sri Lanka, die die Giftwirkung genauer untersuchten, erhielten Morddrohungen 9).

aus einem Interview mit dem Bayer-Cheflobbyisten Matthias Berninger (Spiegel 27/2019)

Im Juni 2018 hat der deutsche Chemie-Konzern die Firma Monsanto übernommen. Das juristische Risiko, die Quittung für die jahrzehntelange Vergiftung der Roundup-Anwender zu bekommen, wurde offenbar unterschätzt. Inzwischen hat Monsanto mehrere Gerichtsverfahren verloren und wurde zu hohen Schadensersatz- und Strafzahlungen verurteilt 8). Mit weiteren ähnlichen Urteilen ist zu rechnen. Den Bayer-Aktionären gefällt das gar nicht ‒ der Kurs der Bayer Aktie sinkt (s. Grafik). Der Bayer-Konzern ist jetzt weniger wert als vor dem Kauf von Monsanto.

1) Berichte über die Einflussnahme von Monsanto mittels der Republikanischen Partei der USA, der GOP, auf die Finanzierung der IARC:

2) Eine Sammlung von Informationen, Zeitungsmeldungen und Studien zu Glyphosat/Roundup finden Sie auf bbfu.de.

3) Informationen zu den Aktivitäten von Monsanto finden Sie auf MonsantoMafia.com

4) Warum hat die US-amerikanische Umweltbehörde EPA, im Gegensatz zur internationalen Krebsforschungs-Agentur, Glyphosat akzeptiert?

5) Wie erreichte es Monsanto, dass die Séralini-Studie, eine Roundup-kritische Studie, von 2012 zurückgezogen wurde?

6) Monsanto beeinflusst wichtige Personen: Jounalisten und Medien werden korrumpiert, Buchautoren, Künstler etc. werden diffamiert

7) Monsanto bezahlt heimlich Forscher

8) Bayer zahlt für die Gesundheitsschäden

9) Todesdrohungen gegen Forscher

 

Betrug wird bestraft

 

aus dem Totentanz (1934) von Hugo Distler:

Der Tod spricht zum Arzt:

Du brachtest manchen in Leibesgefahr,
Arme und Kranke schatztest du schwer,
gabst dein Wissen nicht billig her
und prunktest hoch in Gelehrsamkeit.

Konsequenz der Fälschungen

 
  • Ärzte schaden den Patienten

    Ärzte nützen dem Patienten nicht, sondern sie schaden ihm. In einer Studie von 1994 4) wurde festgestellt, dass 20-36% der Patienten iatrogen, also durch den Arzt, geschädigt werden, häufig durch verordnete Medikamente. Sie sind eine der häufigsten Todesursachen 9), auch im Krankenhaus 1). Das mag daran liegen, dass die Verfasser von Leitlinien sich eher den Pharma-Konzernen als den Patienten verpflichtet fühlen 5). Solche Verbindungen sollten von Leitlinien-Autoren eigentlich als Interessenkonflikt offengelegt werden, was aber gar nicht oder nur widerwillig geschieht 2) 11).

    Es werden therapeutische Methoden entwickelt, die dem Patienten eher schaden als nützen, aber die Therapeuten werden natürlich auch für nutzlose oder schädliche Therapien bezahlt, und manchmal dauert es viele Jahre, bis die Nutzlosigkeit oder Schädlichkeit nachgewiesen ist 3). Auch unnötige Diagnosen, z.B. die Röntgen- und MRT-Diagnostik, schädigen den Patienten 8). Warum geschieht das? Irrtum, fehlendes Wissen, Voreingenommenheit, Habgier, Schädigungswille, Gleichgültigkeit, Stress? Das lässt sich nur schwer auseinanderhalten. Eine eher freundliche Interpretation des Geschehens ist der medizinische Irrtum 10).

    Ärzte und Patienten trauen den Ergebnissen medizinischer Forschung immer weniger. In einer britischen Studie 6) sagten 82% der Allgemeinärzte, dass sie den wissenschaftlichen Ergebnissen der Medikamententests nicht trauen; Patienten trauen Freunden (und ihrem Hausarzt - paradox!) eher als wissenschaftlichen Ergebnissen.

    Wenn Ärzte bereit sind, aus Kostendruck oder Geldgier auf ihre Kompetenz 7) zu verzichten, ist es nicht mehr weit zur gewöhnlichen Korruption. Dann zählen alte Gewohnheiten und Glaubensüberzeugungen mehr als wissenschaftliche Erkenntnisse.

    1) James, John: A New, Evidence-based Estimate of Patient Harms Associated with Hospital Care (9.2013)

    Mindestens 210.000, vermutlich eher 400.000 Todesfälle ereignen sich pro Jahr wegen vermeidbarer Schäden in US-amerikanischen Krankenhäusern. Schwere Schäden sind 10- bis 20-mal häufiger. Ausgewertet wurden Daten aus den Jahren 2008-2011.

    2) Jörg Blech, Spiegel Online: Droht Kindern mit ADHS eine falsche Behandlung? (26.6.2021)

    Bei der Behandlung von ADHS mit neurologisch wirksamen Medikamenten wie Ritalin geht es um ratlose, überforderte Eltern und um einen Milliarden-Markt für die Pharma-Industrie. Da wäre Transparenz bei der Abfassung von Leitlinien wichtig. Die Transparenz wird nur behauptet, aber nicht gewährt.

    3) Diana Herrera-Perez, Alyson Haslam, Tyler Crain, Jennifer Gill, Catherine Livingston, Victoria Kaestner, Michael Hayes, Dan Morgan, Adam S Cifu, Vinay Prasad:
    Meta-Research: A comprehensive review of randomized clinical trials in three medical journals reveals 396 medical reversals (6.2019)

    Kommentare:

    Es wurden 396 medizinische Verfahren gefunden, die als sinnlos bzw. nutzlos identifiziert worden waren. Herz-Kreislauf-Erkrankungen war die meistuntersuchte medizinische Kategorie, und es ging meistens um Medikamente.

    4) Lucian L. Leape:

    • Error in Medicine (12.1994)

      Durch medizinische Fehler sterben jährlich 98.000 Menschen in US-amerikanischen Krankenhäusern, also mehr als durch Autobahnunfälle, Brustkrebs und AIDS zusammen. Hinzu kommen die Todesfälle außerhalb der Krankenhäuser und die Dunkelziffer von Todesfällen, bei denen die Patientenakte keinen Hinweis auf medizinische Fehler enthält.

    • Errors in medicine (6.2009)

    5) Rosie Taylor & Jim Giles: Cash interests taint drug advice (10.2005)
    Mehr als 30% der Richtlinien-Autoren für klinische Therapien hatten finanzielle Verflechtungen zu den Pharma-Unternehmen, deren Produkte sie zwingend empfahlen.

    6) Academy of Medical Sciences: Medical Information Survey (4.2016)
    Kommentar: Patients trust friends more than science on drug treatments: Six in ten are sceptical of claims made by trials
    2.041 britische Bürger sowie 1.013 Allgemeinärzte wurden befragt. Ergebnis: 6 von 10 Befragten bezweifeln die Ergebnisse von Studien.

    7) Kostendruck und Geldgier

    8) Martin Chalkley, Stefan List:
    First do no harm - The impact of financial incentives on dental X-rays (2017
    Kommentar: Patient exposure to X-rays depends on how dentists are paid

    Die Häufigkeit von Röntgen-Diagnostik beim Zahnarzt hängt ab von der Vergütung dieser Tätigkeit. Dazu wurden Daten des staatlichen Gesundheitssystems in Schottland (NHS) ausgewertet.

    9) Donald W. Light: New Prescription Drugs: A Major Health Risk With Few Offsetting Advantages (6.2014)

    Bei einem von 5 neu entwickelten rezeptpflichtigen Medikamenten besteht nach der Zulassung die Gefahr schwerwiegender Nebenwirkungen. Nur 11 bis 15% der neuen Medikamenten bieten klinische Vorteile gegenüber den schon existierenden. Leider wird die Forschung an Gesundheitsrisiken, die von Medikamenten ausgehen, kaum unterstützt.

    10) Martin A Makary, Michael Daniel:
    Medical error — the third leading cause of death in the US, auch hier (3.5.2016)

    Pressemitteilung: Study Suggests Medical Errors Now Third Leading Cause of Death in the U.S.

    Medizinischer Irrtum ist die dritthäufigste Todesursache. Für die Autoren von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (USA) ist es schon schwierig gewesen, diesen Sachverhalt aus den offiziellen Statistiken zu entnehmen. Irrtümer können auf der individuellen Ebene oder systembedingt passieren.

    11) leitlinienwatch.de, Transparency International und MEZIS:
    Deutsche medizinische Fachgesellschaften verharmlosen Interessenkonflikte (2.3.2022)

    Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.: Statement (9.3.2022)

    Die Fachgesellschaften halten Interessenkonflikte für unvermeidlich. Soweit Geld fließt, soll das geregelt werden. Kritisiert wird, dass finanzielle Abhängigkeiten entstehen und diese verschleiert werden.

  • Berufsgenossenschaften und ihre Gutachter schaden den Klägern

    Aufgabe der Arbeits- und Sozialmedizin sollte es eigentlich sein, gesundheitliche Schäden am Arbeitsplatz zu verhindern und eingetretene Schäden objektiv zu beurteilen, damit der gesundheitlich Geschädigte einen gerechten materiellen Ausgleich für den erlittenen Schaden erhält. Leider zeigt die Erfahrung, dass ärztliche Gutachter der Berufsgenossenschaften ihre Aufgabe vor allem darin sehen, die Interessen der Betriebe zu wahren und Ansprüche geschädigter Arbeitnehmer abzuwehren.

    Dr. Tino Merz zeigt, wie Fälschungen Eingang gefunden haben in die Merkblätter über Berufskrankheiten und wie Gutachter die Fälschung mithilfe von Desinformation durch Verfälschung der wissenschaftlichen Grundlagen fortsetzen.

    • Erich Schöndorf, ehem. Umweltstaatsanwalt in Frankfurt: Die Lügen der Experten (Der Spiegel 23/1999 vom 7.6.1999)

      Zahlreiche Sachverständige begutachten einfach falsch. Sie irren nicht, sie lügen. Und sie lügen mit Kalkül, immer zugunsten des am Verfahren beteiligten wirtschaftlich Mächtigen, des Unternehmens, des Konzerns, des Herstellers. Nie zum Vorteil der kranken Kläger. Sie bestreiten den Zusammenhang zwischen Schadstoff und Schaden, setzen zumindest entsprechende Zweifel in die Welt. Und die genügen, um den Prozeßerfolg des Opfers zu vereiteln.

    • Spiegel: Vorbestrafter Mediziner macht Karriere bei Gericht ‒ Ein Gutachter für alle Fälle (2.2020)

      Richter mögen den ärztlichen Gutachter Rainer K., auch wenn ihm inzwischen die Approbation entzogen wurde. Deshalb kann dieser Nicht-Arzt auch nicht für ein Falschgutachten zur Verantwortung gezogen werden. Skurrile Realität!

  • Unsichere Medikamente
    Pharma-Konzerne empfinden einen hohen Druck, ständig neue, patentgeschützte Medikamente auf den Markt zu bringen, von denen sich wenigstens einige als Cashcows erweisen sollen. Sicherheitsanforderungen stören da nur und werden mit den Zulassungsbehörden diskutiert oder verhandelt mit dem Ziel der Aufweichung. Deshalb gibt es bei einer großen Zahl neuer Medikamente Sicherheitsprobleme.
  • Forschung mit den falschen Zellen
    Ein anderes Problem ergibt sich, wenn Untersuchungen an Körperzellen gemacht werden und diese Zellen nicht von der Art sind, wie sie der Forscher bestellt hat und in seiner Studie benennt. Dann sind die entsprechenden Forschungsergebnisse eigentlich wertlos. Details finden sich in folgenden Beiträgen:

 

Die Spur des Geldes: wohin fließt es, und wofür?

Beispiel 3: Epidemie in USA durch Schmerzmittel-Missbrauch ‒ die Opioid-Krise

Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente, die sich an Endverbraucher richtet, ist weltweit – abgesehen von USA und Neuseeland – verboten. Denn verschreibungspflichtige Medikamente können - mehr noch als nicht verschreibungspflichtige Medikamente - Schäden verursachen, Sucht auslösen etc. Sie sind deutlich wirkungsvoller (durch Nutzen oder Schaden) als Produkte, für die geworben werden darf.

Schmerzmittel sind in der Schulmedizin sehr beliebt. Wenn ein krankhafter Zustand zu Schmerzen führt, aber die Ursachensuche langwierig werden könnte, dann gibt es eine Universallösung: Schmerzmittel ‒ sie dämpfen den Schmerz, ändern aber nichts an der Ursache und sollten deshalb nur eine kurze Zeit eingenommen werden. Da die Schmerzursache nicht behoben wird, kommt es häufig vor, dass die Schmerzmittel dauerhaft eingenommen werden. In dieser Situation ist es für die kriminellen Pharma-Konzerne und Ärzte ein Leichtes, die geplagten Patienten von den suchtauslösenden Opioiden zu überzeugen.

Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat zwar einerseits den Auftrag, die öffentliche Gesundheit zu schützen, steht aber andererseits unter dem starken Einfluss der gewinnorientierten Pharma-Industrie. Die Regulierung durch die FDA hat den Opioid-Skandal erst ermöglicht, denn sie eröffnete den Marktteilnehmern den notwendigen unternehmerischen Spielraum.

Die Marketingkampagne für Opioide hat in USA zum Tod Hunderttausender Menschen geführt. Im Zentrum des Interesses stehen der Pharma-Hersteller Purdue und sein Produkt OxyContin, der Purdue-Eigentümer, die Familie Sackler, das Marketing-Unternehmen Publicis, die Unternehmensberater McKinsey sowie der Pharma-Konzern Johnson & Johnson. Leider wird die FDA nur selten kritisiert.

Die Familie Sackler profitiert nicht nur von den Umsätzen mit Opioiden, sondern auch von der Sucht-Entwöhnung. Richard Sackler, ein Mitglied der Familie, hat als einer von 6 Erfindern ein Patent für die Behandlung von Opioidsucht erhalten.

  • Das Pharma-Unternehmen Purdue und sein Eigentümer, Familie Sackler
    • The New York Times:
      • New York Sues Sackler Family Members and Drug Distributors (28.3.2019)

        Der US-Bundesstaat New York klagt gegen Sackler: als die Ermittler vor mehr als einem Jahrzehnt Purdue Pharma auf die Spur kamen, begannen Mitglieder der Familie Sackler über Offshore-Unternehmen, Hunderte Millionen Dollar aus dem Geschäft zu sich selbst zu transferieren.

      • Lawsuits Lay Bare Sackler Family’s Role in Opioid Crisis (1.4.2019)

        Bericht über die kriminelle Familie Sackler und ihre Gerichtsverfahren.

      • McKinsey Opened a Door in Its Firewall Between Pharma Clients and Regulators (13.4.2022)

        Die Unternehmensberatungs-Firma McKinsey wird überall gebraucht. Wenn sie Kunden mit demselben Thema, aber unterschiedlicher Interessenlage hat, dann muss sie eine Brandmauer einbauen: die Interessen des einen Kunden dürfen die Interessen des anderen Kunden nicht beeinflussen. McKinsey hat gegen diese wichtige Regel verstoßen.

        Seit 2010 haben mindestens 22 McKinsey-Berater sowohl für den Opioid-Hersteller Purdue als auch für die US-Gesundheits- und Regulierungs-Behörde FDA gearbeitet und den entsprechenden Interessenkonflikt nicht offengelegt. So konnte Purdue den Entwurf von Regierungs-Dokumenten beeinflussen. McKinsey hat natürlich auf beiden Seiten Honorar kassiert.

    • WITN: New York sues billionaire family behind maker of OxyContin (28.3.2019)
    • Nation of Change:
      • OxyContin drug maker pleads guilty to federal criminal charges (22.10.2020)

        Purdue Pharma und deren Eigentümer, die Familie Sackler, haben durch Herstellung und Vertrieb von suchtfördernden Medikamenten den Tod von hunderttausenden Menschen zu verantworten und damit hohe Einnahmen erzielt. Sie stimmen in einem Vergleich der Zahlung von 8,3 Milliarden US-$ zu.

      • Afghanistan and the Purdue Pharma case are reminders that the US is a failed narco-state, too (4.9.2021)

        Die USA sind wie Afghanistan ein gescheiterter Drogen-Staat. Obwohl eine Million Todesopfer zu beklagen sind, kommen die Täter, die Familie Sackler, fast straffrei davon; ihnen wird für die Zukunft juristische Immunität gewährt, und sie bleiben Milliardäre. Auch Johnson & Johnson kam mit einer minimalen Strafe davon. Der US-amerikanische Geheimdienst CIA förderte den Drogen-Anbau in Mittelamerika und in Afghanistan.

    • Dr. Mercola's Attackers Sued for Role in 'Crime of the Century', auch hier (17.5.2021)

      Allein zwischen September 2019 und September 2020 starben 87.000 Amerikaner an einer Opioid-Überdosis - ein neues Rekordhoch. Verschiedene Gerichtsverfahren haben gezeigt, wie Purdue Pharma, der Hersteller von OxyContin (Handelsname: Oxycodon), die Ärzte systematisch über das Suchtpotenzial des Medikaments getäuscht hat, um den Verkauf anzukurbeln, was zu einer Lawine von Opioidabhängigkeit und nachfolgenden Todesfällen führte. Purdue spendierte hohe Geldbeträge an zivilgesellschaftliche Organisationen, z.B. Patienten-Organisationen, damit sie den Opioid-Einsatz bei ihren Mitgliedern unterstützen.

      Der Generalstaatsanwalt von Massachusetts verklagt nun die PR-Firma von Purdue, Publicis Health, wegen ihrer Rolle bei der Erstellung des irreführenden Marketings von Purdue. Publicis wird vorgeworfen, illegale Werbung für OxyContin in den elektronischen Krankenakten von Patienten platziert und Schulungsmaterial für Purdue-Vertriebsmitarbeiter erstellt zu haben, damit diese lernen, wie man die Einwände von Ärzten gegen die Medikamente widerlegen kann. Publicis entwickelte auch Strategien, um den Opioid-Richtlinien der CDC entgegenzuwirken, und erstellte oder erfand Patientengeschichten, um die Marke OxyContin zu vermenschlichen und der negativen Presse über Suchtrisiken entgegenzuwirken.

      • CNBC: Ad giant Publicis paying $350 million to settle U.S. opioid crisis claims (1.2.2024)

        Die New Yorker Generalstaatsanwältin sagt, Publicis habe Opioidherstellern wie Purdue Pharma dabei geholfen, Ärzte davon zu überzeugen, zu viele Opioide zu verschreiben. Publicis hat deshalb einem Vergleich zugestimmt, 350 Millionen US-$ zu zahlen. Der Vergleich steht im Zusammenhang mit anderen Vergleichen, in deren Rahmen führende Pharmaunternehmen mehrere zehn Milliarden Dollar gezahlt haben.

      Hinweis: Publicis Health ist auch für das Weltwirtschaftsforum und im Corona-Pandemie-Marketing tätig und unterstützt die sogenannten Fact Checker wie Newsguard mit dem Ziel, die Interessen der Pharma-Branche zu schützen und impfkritische Informationen als Hassrede abzuqualifizieren. Siehe dazu eine Twitter-Nachricht.

  • Art Van Zee:
    The Promotion and Marketing of OxyContin: Commercial Triumph, Public Health Tragedy (2.2009)
    Die Förderung und Vermarktung von OxyContin: Kommerzieller Triumph, Tragödie im öffentlichen Gesundheitswesen

    Die katastrophal hohe Einnahme des Opioids OxyContin wurde durch intensive Verkaufsförderung des rezeptpflichtigen Medikaments und Untätigkeit der Aufsichtsbehörde FDA ermöglicht. Es wirkte nicht besser als andere handelsübliche Präparate.

  • Manchikanti L, Helm S, Fellows B, Janata JW, Pampati V, Grider JS, Boswell MV:
    Opioid epidemic in the United States. (5.2012)

    In diesem umfassenden Überblick werden verschiedene Aspekte der Krise des Opioidkonsums in den USA beschrieben. Problematisch sind unangemessene Verschreibungsmuster, die weitgehend auf mangelndem Wissen, der angeblichen Sicherheit der Opiate und dem unzutreffenden Glauben an eine Unterbehandlung von Schmerzen beruhen.

  • The Guardian: How big pharma's money ‒ and its politicians ‒ feed the US opioid crisis (10.2017)

    Pharma-Geld durchströmt die Adern und Venen der amerikanischen Politik und trägt damit direkt zur Opiate-Epidemie bei, die tausende Amerikaner jedes Jahr tötet. Viele Pillen werden über den Schwarzmarkt gehandelt.

  • Waking Times: Harvard Investigation Shows Doctors are Paid Huge Sums to Prescribe Addictive Opioids (14.3.2018)

    CNN Health: The more opioids doctors prescribe, the more money they make (12.3.2018)

    Jedes Jahr sterben Zehntausende von Amerikanern an einer Überdosis verschreibungspflichtiger Opioide. Eine Analyse von CNN und Forschern der Harvard University ergibt, dass Opioid-Hersteller Ärzten riesige Geldsummen zahlen - und je mehr Opioide ein Arzt verschreibt, desto mehr Geld verdient er. In den Jahren 2014 und 2015 zahlten Opioidhersteller Hunderten von Ärzten im ganzen Land sechsstellige Beträge für Vorträge, Beratung und andere Dienstleistungen. Tausende andere Ärzte erhielten in dieser Zeit jeweils mehr als 25.000 US-Dollar. Die Pharma-Industrie besticht Ärzte, damit sie mehr Betäubungsmittel verkaufen.

  • Andrew Joseph, STAT:
    Richard Sackler, member of family behind OxyContin, was granted patent for addiction treatment (7.9.2018)

    Richard Sackler, Mitglied der kriminellen Sackler-Familie, erhält ein Patent für die Opioid-Entwöhnung.

  • Spiegel Online: US-Pharmahändler stimmen milliardenschwerem Vergleich zu (21.7.2021)

    Trotz der großen Suchtgefahr drückten sie opioidhaltige Schmerzmittel mit Macht in den Markt. Jetzt bezahlen drei Pharmahändler einen Milliardenbetrag, um der Strafverfolgung im Bundesstaat New York zu entgehen.

  • tagesschau: Opioid-Krise, auch hier

    Die Arzneimittelgroßhändler McKesson, AmerisourceBergen und Cardinal Health sowie der Medikamentenhersteller Johnson & Johnson (J&J) könnten dabei letztlich bis zu 26 Milliarden Dollar zahlen. Im Zuge der Opioid-Krise sind in den USA zwischen 1999 und 2019 etwa 500.000 Menschen durch Überdosen von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln und illegalen Drogen ums Leben gekommen.

  • Pharma-Unternehmen Johnson & Johnson

    Johnson & Johnson hat in betrügerischer Weise hunderttausende Menschen in der Opioid-Krise gesundheitlich ruiniert. In der Corona-Krise wird das Unternehmen zu einem begehrten Impfstoff-Lieferanten. Es weiß, wie man Forscher, Gesundheitsbehörden und Politiker korrumpiert.

    • Geschichte des Unternehmens und seiner kriminellen Aktivitäten
    • Cassiobury Court: Big Pharma the root cause of opioid crisis in America (10.9.2019)

      In einem bahnbrechenden Urteil hat ein Richter in Oklahoma Johnson & Johnson zur Zahlung von 572 Millionen US-$ verurteilt. Damit wurde das Pharmaunternehmen für einen Teil der menschlichen Katastrophen und der finanziellen Kosten in der aktuellen Krise bei verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln in den USA verantwortlich gemacht. Der Pharmariese wurde zusammen mit seiner Tochtergesellschaft Janssen Pharmaceuticals beschuldigt, den Bundesstaat Oklahoma Milliarden von Dollar zu kosten und Tausende von Todesfällen verursacht zu haben, weil er die Opioid-Epidemie angeheizt hat.

    • The Guardian: Capitalism gone wrong: how big pharma created America's opioid carnage (24.7.2019)

      Der Generalstaatsanwalt von Oklahoma beschuldigte das Unternehmen eines gerissenen, zynischen und betrügerischen Plans, um den Verkauf von betäubenden Schmerzmitteln in die Höhe zu treiben, als Teil eines Firmengeflechts, das die größte Arzneimittelepidemie in der amerikanischen Geschichte ausgelöst hat, während die Gewinne in die Höhe schnellten. Die Unternehmen arbeiteten im Gleichschritt daran, die medizinische Kultur und Praxis zu verändern, indem sie Ärzte, Forscher, Bundesbehörden und Politiker beeinflussten.

      Johnson & Johnson hat zusammen mit und manchmal in Konkurrenz gegen die Fa. Purdue, den Haupttäter, Ärzte und Patienten mit falschen Behauptungen über die Sicherheit der Schmerzmittel in Sicherheit gewiegt.

  • Spiegel Online: Alle fünf Minuten eine tödliche Überdosis in den USA (12.5.2022)

    Amerikas große Pharmaunternehmen haben mit ihren Opioiden aggressiv den Markt geflutet und wahrheitswidrig für ihre Produkte geworben. Ärzte haben die Opioide verordnet. Sie alle tragen damit Schuld an einer der größten medizinischen Krisen in den USA. Ergebnis: in 2020 über 16.000 Opioid-Tote, mehr als auf dem Höhepunkt der Verschreibungen im Jahr 2012.

  • NPR:
    CVS and Walgreens agree to pay $10 billion to settle lawsuits linked to opioid sales (13.12.2022)
    Opioid settlement pushes Walgreens to a $3.7 billion loss in the first quarter (5.1.2023)

    Die Apotheken-Ketten (drugstores) CVS und Walgreen erhalten hohe Strafen für den Verkauf von Opioiden: CVS zahlt fast 5 Milliarden US-$, bei Walgreens sind es 5,7 Milliarden US-$.

  • Pharma-Industrie und Ärzte
    Die Pharma-Industrie bezahlt Ärzte für sinnlose (Geld-)Schein-Studien.
  • In Deutschland ist es jedem Arzt überlassen zu entscheiden, ob die Zahlungen, die er erhalten hat, veröffentlicht werden dürfen. Viele Ärzte wollen das nicht. In den USA gibt es seit Präsident Obama eine entsprechende gesetzliche Verpflichtung.

    Das Geld wird als Honorar für die Durchführung von (nutzlosen?) klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungen (AWBs), als Vortragshonorar und für die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen gezahlt. Mit weiteren 101 Millionen € (2016) sponserte die Industrie Veranstaltungen und Institutionen.

    Hinzu kommen die Zahlungen der kleinen und mittleren Unternehmen, die im Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) zusammengeschlossen sind, der Generika- und der Homöopathie-Unternehmen.

    Die Pharma-Industrie hat erkannt, dass die Diskussion über Korruption dem Ruf der Branche abträglich ist. Mit dem Verein Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e.V. (FSA) soll dem entgegen gewirkt werden.

    Bei umstrittenen Sachverhalten zitieren die Medien bestimmte Ärzte und Professoren als ärztliche oder gar wissenschaftliche Autorität für die Förderung eines bestimmten medizinischen Produkts. Aber was ist, wenn der Hersteller des Produkts den Arzt fürstlich belohnt (d.h. bestochen) hat? Beispiel: der Pharma-Konzern Pfizer und James D. Kellner MD.

  • Pharma-Konzerne bezahlen willige Politiker und Ärzte
    • Pharma-Konzerne korrumpieren die Politik, auch die Gesundheitspolitik

      Bei der (legalen) Arbeit von Lobbyisten denkt man an Interessenvertreter, die die politischen Entscheider in ihrem Sinn beeinflussen wollen. Geldflüsse, z.B. als Parteispenden, werden eigentlich streng reguliert. Aber die Industrie hat viele Wege gefunden, um Gespräche stattfinden zu lassen, die politischen Entscheider mit materiellen Vorteilen zu locken und die politischen Ergebnisse zu beeinflussen.

      • Sunlight Foundation:
        Fixed Fortunes: Biggest corporate political interests spend billions, get trillions (17.11.2014)

        Zwischen 2007 und 2012 gaben 200 der politisch aktivsten Unternehmen Amerikas zusammen 5,8 Milliarden Dollar für Lobbyarbeit und Wahlkampfspenden auf Bundesebene aus. Eine einjährige Analyse der Sunlight Foundation legt jedoch nahe, dass das, was sie gaben, im Vergleich zu dem, was dieselben Unternehmen erhielten, verblasst: 4,4 Billionen Dollar an Aufträgen und Unterstützung. Nachdem der Oberste Gerichtshof der USA im Jahr 2010 entschieden hatte, dass Unternehmensausgaben zur Beeinflussung von Bundeswahlen nicht zu Korruption oder dem Anschein von Korruption führen, eröffneten sich neue Chancen für die Unternehmen. Eine Analyse ergab: für jeden Dollar, der zur politischen Beeinflussung ausgegeben wird, gibt es einen Rückfluss von 760 $. Korruption lohnt sich, nirgendwo sonst erzielt man eine solche Kapitalrendite.

      • Lev Facher, STATNEWS:
        Pharma funded more than 2,400 state lawmaker campaigns in 2020, new STAT analysis finds (9.6.2021)

        Anlässlich der Wahlen zum US-Kongress in 2020 finanzierte die Pharma-Industrie mehr als 2400 Wahl-Kampagnen der Kandidaten. Nach der Wahl wird Dankbarkeit erwartet.

    • Children's Health Defense: Find Out if Your State Lawmakers Take Cash From Big Pharma (10.2020)

      Pharma-Konzerne geben erhebliche Summen an Parlamentarier und andere Politiker, etwa, um den Absatz an Impfstoffen zu erhöhen und um den Menschen die Möglichkeit zu verwehren, Impfungen abzulehnen.

    • Lobbyismus und der Drehtür-Effekt

      Lobbyisten bearbeiten verdeckt Politik und Medien, um die Ziele ihrer Geldgeber durchzusetzen. Wenn Politiker sich dauerhaft bearbeiten lassen und damit beweisen, dass sie sich gerne für die Interessen der Lobbyisten und deren Geldgeber einspannen lassen, winkt ihnen als Lohn eine gut bezahlte Arbeitsstelle; im Idealfall (für die Geldgeber) werden sie dann selbst zum Lobbyisten. Es kommt sogar vor, dass sie in ein wichtiges politisches Amt zurückkehren und dadurch noch wertvoller für die Geldgeber werden ‒ der Drehtür-Effekt.

      Auch Medienschaffende sind Objekt des Lobbyismus und werben heimlich für ihre Geldgeber, statt objektiv zu berichten, was sie sehen und herausfinden. Sie gehen auf Angebote ein, sei es wegen des Geldes, wegen der Erleichterung ihrer mühevollen Arbeit oder vielleicht sogar aus Überzeugung.

    • Korruption beim Pharmakonzern Novartis

      Parlament darf Novartis-Skandal nicht untersuchen (27.4.2018)

      Novartis soll zahlreiche Ärzte, Beamte und Politiker in Griechenland bestochen haben, um die Preise für seine Medikamente in die Höhe zu treiben und um durch die zügige Genehmigung eigener Produkte den Markt zu beherrschen. Seit 2015 musste Novartis in Südkorea, den USA und China Hunderte Millionen Euro wegen Bestechung zahlen.

      Spiegel: Staatsanwältin Eleni Touloupaki ermittelte gegen den Pharmakonzern Novartis, jetzt ist die Juristin selbst angeklagt (11.5.2022)

      Die griechische Staatsanwältin ermittelte gegen den Pharmakonzern Novartis. Sie berichtet: Es ging um das Zusammenspiel zwischen Beamten, Ärzten und einem privaten Pharmaunternehmen, das sich durch Bestechung überhöhte Preise und eine übermäßige Verschreibung von Medikamenten gesichert hatte. Wir untersuchten auch die Beteiligung von Politikern. Es gab mehrere Strafverfolgungen gegen Novartis-Führungskräfte, Minister, Ärzte und Personen, die an Geldwäsche beteiligt waren. Während unsere Ermittlungen noch liefen, schaffte die Regierung die gesamte Struktur der Antikorrupptionseinheit per Gesetz ab. So wurden wir 2020 von dem Fall abgezogen, [...] weil unsere Ermittlungen in Konflikt mit mächtigen Interessen in Politik und Wirtschaft gerieten. [...] Alle Beweise [...] wurden als Verschwörung eingestuft. Die Staatsanwälte werden beschuldigt, Mitglieder eines Rings des organisierten Verbrechens zu sein.

    • s. auch: Wer hat die Macht?
  • Pharma-Konzerne finanzieren Gesundheitsbehörden

    Aufgabe von Gesundheitsbehörden ist es, die öffentliche Gesundheit, d.h. die Gesundheit der Bevölkerung, zu fördern. Dazu müssen sie alle Akteure, die auf die Gesundheit der Bevölkerung einwirken, im Blick haben und bei Bedarf durch Regelsetzung, Gebote und Verbote steuernd eingreifen. Sie treffen Entscheidungen, die enorme wirtschaftliche Auswirkungen auf die Pharma-Konzerne haben. Wenn es gut läuft für die Pharma-Konzerne, dann bewirken die Entscheidungen der Gesundheitsbehörden für die Pharma-Konzerne hohe Milliarden-Einnahmen, die von Krankenversicherungen und deren Beitragszahlern sowie aus Steuermitteln stammen.

    Pharma-Konzerne sehen es (wie alle Unternehmen) als ihre wichtigste Aufgabe, Gewinne für die Anteilseigner zu erwirtschaften. Wenn das möglich ist durch Förderung der Gesundheit, dann ist das ok; wird die Gesundheit der Bevölkerung durch die wirtschaftlichen Aktivitäten der Pharma-Konzerne geschädigt, dann nehmen die Anteilseigner das hin; vielleicht ist es ihnen egal, solange der Ruf des Unternehmens nicht leidet. Manche Einnahmen können, wie die Opioid-Krise gezeigt hat, nur mit krimineller Energie erzielt werden. Zur Steigerung der Einnahmen wenden die Pharma-Konzerne im Rahmen des Marketing hohe Millionen-Beträge auf, mit denen sie sich ein günstiges Umfeld schaffen.

    Gesundheitsbehörden und Pharma-Konzerne haben also sehr unterschiedliche Interessen. Deshalb ist es bedenklich, wenn Gesundheitsbehörden sich von Pharma-Konzernen finanzieren lassen, denn: wer bezahlt, gibt den Ton an.

    • WHO
      Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde 1948 als Sonderorganisation der Vereinten Nationen gegründet. Ihr Ziele sind das bestmögliche Gesundheitsniveau bei allen Menschen, die Bekämpfung von Erkrankungen und die Förderung der allgemeinen Gesundheit der Menschen weltweit. Da die WHO starke Eingriffsmöglichkeiten in die Gesundheitspolitik ihrer Mitgliedsstaaten hat, sollte sie deren Interessen vertreten und von ihnen finanziert werden. Das ist leider nicht mehr der Fall. Weit über 50% des WHO-Budgets stammt nicht von Staaten, sondern von privaten Geldgebern, die mit den Zahlungen ihre eigenen Interessen verfolgen. Größter einzelner Geldgeber ist die Bill & Melinda Gates Stiftung.
    • USA
      Fact Sheet: FDA at a Glance

      The remaining 45 percent, or $2.7 billion, is paid for by industry user fees.
      Die wichtigste Gesundheitsbehörde der USA, die FDA, wird zu 45% von der Industrie finanziert.

  • Pharma-Konzerne korrumpieren die Mitarbeiter in Gesundheitsbehörden

    Mitarbeiter in Gesundheitsbehörden treffen ‒ etwa bei der Zulassung von Medikamenten ‒ weitreichende Entscheidungen, die für die Pharma-Konzerne Gewinn oder Verlust von hohen Einnahmen (Milliarden Euro bzw US-$) bedeuten können. Entsprechend hoch ist die Bereitschaft bei den Pharma-Konzernen, für die Korruption die finanziellen Mittel bereitzustellen, und leider bei den Mitarbeitern der Gesundheitsbehörden, finanzielle Vorteile anzunehmen. Es ist weit verbreitet, dass die Behördenmitarbeiter nach dem positiven Zulassungsbescheid fürstlich belohnt werden und manchmal sogar zu dem Unternehmen wechseln, das sie zuvor begünstigt haben: der Drehtür-Effekt.

    • Charles Piller, Jia You:
      Hidden conflicts? Pharma payments to FDA advisers after drug approvals spark ethical concerns (5.7.2018)

      Verborgene Interessenkonflikte: An einzelnen Beispielen wird gezeigt, dass Pharma-Konzerne wie AstraZeneca hohe Geldsummen nach positiven Zulassungsbescheiden an die behördlichen Entscheider fließen lassen.

    • Kyle LaHucik, Fierce Biotech:
      He authorized Moderna's vaccine 6 months ago. Now, ex-FDA chief Hahn joins biotech's backer (14.6.2021)

      Stephen Hahn, Präsident der wichtigsten US-Gesundheits-Regulierungsbehörde FDA, wechselt zu dem Unternehmen, dessen Impfstoff-Produkte er zuvor reguliert hat: Flagship, dem Mutterkonzern von Moderna. Das Unternehmen hat zuvor Milliarden US-$ eingenommen wegen der rosigen Aussichten für seine Produkte. Hahns Vorgänger bei der FDA seit 2017, Scott Gottlieb, war 2019 von der FDA zu Pfizer gewechselt.

    • Maryanne Demasi: From FDA to MHRA: are drug regulators for hire?, als pdf (29.6.2022)

      Die Investigativ-Journalistin beschreibt die enge Verzahnung von Pharma-Konzernen mit der Regulierung durch die Gesundheitsbehörden: Interessenkonflikte, Einstellung von Behördenleitern durch die Pharma-Industrie und Zahlungen der Pharma-Industrie an die Behörden sind gängige Praxis. Die Gesundheitsbehörden sollten Arzneimittel unabhängig und streng beurteilen. Aber sie sind nicht streng und nicht unabhängig, sie sind selektiv und sie halten Daten zurück. Man kann ihnen nicht vertrauen, solange sie von der Industrie finanziert werden. Keine Behörde überwacht das Treiben aus Sicht der Verbraucher bzw. Patienten.

    Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden erzielen zusätzliche Einnahmen durch Patente und Lizenzgebühren. Das Gesundheitsinstitut (NIH), das zum US-Gesundheitsministerium gehört, ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung der Welt. Das NIH gewährt Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt Finanzmittel in Höhe von mehr als 32 Milliarden Dollar und beschäftigt Tausende von Wissenschaftlern, die intern Forschung betreiben.

    Wenn ein NIH-Mitarbeiter in seiner offiziellen Funktion eine Entdeckung macht, besitzt das NIH die Rechte an allen daraus resultierenden Patenten. Diese Patente werden dann zur kommerziellen Nutzung an Unternehmen lizenziert, die damit Produkte auf den Markt bringen können. Die NIH-Mitarbeiter werden auf den Patenten als Erfinder aufgeführt und erhalten einen Anteil an den Lizenzgebühren, die durch die Lizenzierung oder den Technologietransfer ihrer Erfindungen erzielt werden. Im Ergebnis kommen die Steuergelder, mit denen die NIH-Forschung finanziert wird, den NIH-Forschern zugute, da sie als Erfinder von Patenten aufgeführt sind und daher von den Lizenznehmern Lizenzgebühren erhalten.

    Das Problem: die NIH-Forscher verdienen an denselben Erkenntnissen, an denen die Pharma-Unternehmen verdienen. Deshalb könnte das Interesse an gewinnträchtigen Pharma-Produkten größer sein als das Interesse an der öffentlichen Gesundheit ‒ ein typischer Interessenkonflikt.

  • Kickbacks

    Ärzte orientieren sich bei der Verordnung von Medikamenten nicht nur an der medizinischen Notwendigkeit, sondern auch an ihrem Profit. Zwei Drittel der US-Amerikaner werden von Ärzten behandelt, die Geld von Pharma-Konzernen 1), sogenannte Kickbacks, erhalten für Therapien, die die Gewinne steigern: Unternehmen und Ärzte gewinnen, Patienten verlieren. Denn die Ärzte verschreiben die entsprechenden Produkte 2) oder verwenden minderwertiges Material 3), weil sie dafür Kickbacks erhalten. Pech, wenn ein Whistleblower seine Firma anzeigt. Der Pharma-Konzern Novartis konnte deshalb mit 678 Millionen US-$ 4) bestraft werden.

  • 1) Genevieve Pham-Kanter, Michelle M. Mello, Lisa Soleymani Lehmann, Eric G. Campbell and Daniel Carpenter:
    Public Awareness of and Contact With Physicians Who Receive Industry Payments: A National Survey (3.2017)
    Kommentar: Two-Thirds of Americans See Docs Who Got Paid by Drug Companies
    Zwei Drittel der Patienten in USA suchten Ärzte auf, die Zahlungen von Pharma-Konzernen erhalten, aber nur eine kleine Minderheit ‒ 5 Prozent der Patienten ‒ wusste davon.

    2) Pro Publica: Now There's Proof: Docs Who Get Company Cash Tend to Prescribe More Brand-Name Meds (3.2016)
    Je mehr Geld ein Arzt von Pharmakonzernen und Medizinprodukte-Herstellern erhält, desto mehr Markenprodukte dieser Firmen verschreibt er. Schon die Einladung ins Restaurant wirkt.

    3) CBS: Men expose billion-dollar back surgery scam involving doctor kickbacks and fake hardware (6.2019)
    Folge von teilweise unnötigen Wirbelsäulen-Operationen an tausenden Patienten: überhöhte Rechnungen, ungeeignete, nicht zugelassene Metall-Schrauben und unerträgliche Schmerzen. Ein Täter wurde zu 10 Millionen US-$ Strafe verurteilt und ein Politiker, der die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen hatte, zu 42 Monaten Gefängnis.

    4) Yahoo News:
    It was his dream job. He never thought he'd be bribing doctors and wearing a wire for the feds (7.2020)
    Oswald Bilotta, Mitarbeiter im Novartis-Vertrieb, sorgte durch seine Zusammenarbeit mit dem Staatsanwalt dafür, dass Novartis im Rahmen eines Vergleichs 678 Millionen US-Dollar zahlen musste, weil der Pharma-Konzern Ärzte dazu verleitet hatte, zehn seiner Medikamente zu verschreiben, darunter das Blutdrucksenker-Medikament Lotrel. Der Deal stelle die grösste Whistleblower-Einigung im Rahmen des bundesstaatlichen Anti-Kickback-Gesetzes dar, sagte Bilottas Anwalt. Die Ärzte wurden z.B. mit üppigen Abendessen in Restaurants, teuren Eintrittskarten für Sportveranstaltungen und Unterhaltung, auch einer Reise zu einem Strip-Club in Manhattan, Geschenkkarten und Catering für Veranstaltungen im Leben von Ärztekindern, wie Abschluss- oder Familienfeiern, bestochen.

    Department of Justice (USA):
    Drug Maker Pfizer Agrees to Pay $23.85 Million to Resolve False Claims Act Liability for Paying Kickbacks (24.5.2018)
    Der US-Pharmakonzern Pfizer zahlt im Rahmen eines Vergleichs 23,8 Millionen US-$, weil er eine Stiftung missbraucht hat für Zuzahlungen der staatlichen Krankenversicherung und dadurch seine Umsätze gesteigert hat. Ein solches Verhalten ist nach den Anti-Kickback Statuten verboten.

  • Geldfluss braucht Datenfluss

    Die Fa. QuintilesIMS bot umfangreiche Datenbanken und -auswertungen über den Pharmamarkt an. Mit solchen Daten können Produkte mit guten Gewinnchancen (aber die Heilungschancen sind unwichtig) noch gezielter entwickelt werden. Marketing und Vertrieb belohnen den Arzt, der seinen Patienten diejenigen Medikamente verordnet, die dem Pharmakonzern die höchsten Gewinne bescheren. Der Journalist Hans Weiss hat im Buch Korrupte Medizin die Praktiken beschrieben.

    Die Webseite der Fa. QuintilesIMS (oder IMS Health) ist seit 2020 nicht mehr erreichbar. Die Fa. HomeCare beleuchtet die näheren Umstände. Fa. IQVIA ist das Nachfolgeunternehmen.